28.12.2020 Kontakt halten – noch nie war es so mühevoll wie gerade
Kontakt halten ist in Zeiten der Corona-Pandemie gar nicht so einfach und doch so wichtig. Unser Sozialdienst hat seinen eigenen Weg gefunden, wie auch ohne elektronische Medien unsere älteren Mitglieder regelmäßig informiert werden. Und ganz nebenbei gibt's auf diesem Weg noch die eine oder andere Überraschung und glückliche Gesichter bei den Empfängern.
Seit März 2020 besteht ein Kontaktverbot – mal strenger, mal weniger streng; aber immer mit dem Appell, die Risikogruppen zu schützen. Und die Risikogruppen sind unter anderem alle Mitbürger über 60 Jahre.
Das hat auch gravierende Auswirkungen auf den Sozialdienst im DRK Ortsverein Böblingen, da hier viele Mitglieder alle über 60 Jahre alt sind. In der Folge mussten seit März alle gemeinsamen Treffen abgesagt werden. Genauso gelitten hat die Betreuung der an MS-Erkrankten, denn für sie richtet der DRK-Ortsverein Böblingen unter normalen Umständen jedes Jahr mehrere Feste und Kaffeenachmittage aus.
Als absehbar war, dass diese Situation noch länger andauern wird, hat sich die Sozialdienstleitung daher überlegt, wie man trotz Distanz Nähe schaffen kann, ohne dass irgendjemand gefährdet wird. „Wir haben uns für Papier-Rundmails entschieden, da nur etwa die Hälfte der Mitglieder E-Mail hat“, teilt Daria Hertkorn, unsere Sozialdienstleiterin mit. “Denn nur auf diese Weise erreichen wir alle, alle haben den gleichen Wissensstand und wir vergessen niemanden.“
Seit nun 10 Monaten gibt es jeden Monat einen prall gefüllten Briefumschlag mit Informationen über den DRK Ortsverein, ergänzt mit Bastelanregungen, Kochrezepten, Geschichten und Märchen, Rätseln aller Art, Haushaltsanregungen, und was sonst noch so von Interesse sein könnte. Somit ist eigentlich für jeden etwas dabei. Oft werden auch noch von der Sozialdienstleitung selbstgemachte Scherenschnitte in 2- oder 3-dimensionaler Form beigelegt, die passend zur Jahreszeit gewählt werden. „Damit hoffen wir, dass wir unseren über 60-jährigen und den MS-Erkrankten zumindest für ein paar Stunden etwas Abwechslung bieten können“, kommentiert Monika Hopf, die stellvertretenden Sozialdienstleiterin die dicken Umschläge. „Aber da steckt auch von uns jede Menge Herzblut und Arbeit drin. Alleine das Raussuchen, was als „Zusatzprogramm“ mit in den Umschlag soll, ist schon eine Mammut-Aufgabe und wir investieren hierfür mehrere Nachmittage im Monat, bis so ein Rundschreiben dann final steht“.
Mit Hilfe der Sanitäts-Bereitschaft des Ortsvereins werden dann einen Nachmittag lang das Innenleben der Briefe final zusammengestellt, in die Umschläge gepackt und im ganzen Böblinger Stadtgebiet verteilt. Meistens kommen die „Beschenkten“ selber an die Tür und nehmen den Brief in Empfang, aber hin und wieder nehmen auch Enkel die Post freudestrahlend entgegen. „Jedes strahlende Gesicht bei der Briefübergabe zeigt uns, dass wir mit unserem Rundschreiben genau das Richtige machen. Und nicht selten bekommen wir auch Anrufe von denjenigen, die außerhalb von Böblingen wohnen und daher Ihre Briefe per Post zugestellt bekommen. Ab und an ist dann auch mal das ein oder andere Tränchen am Telefon zu hören, dafür dass an sie auch in dieser Zeit an sie denkt."